Es gibt einen Blogpost, den ich schon lange schreiben will, etwas, über das ich viel nachdenke und im Grunde zu keiner wirklich zufriedenstellenden Antwort gelange. Die Rede ist von der Rolle einer Frau.
Ich frage mich wirklich oft, wie es zu schaffen sein soll die Haare schön gestylt zu tragen, die Klamotten sorgfältig auszuwählen, die Wohnung perfekt einzurichten, sie stets aufgeräumt und sauber zu halten, den Kühlschrank zu füllen, täglich frisch zu kochen, den Kids genügend Zeit zu widmen, die Karriere vorbildlich zu schmeißen, dem Liebsten eine gute Freundin, Liebhaberin und Partnerin zu sein, ins Gym zu gehen, Füße und Hände regelmäßig manikürt und pedikürt zu wissen, Beine und Privates wöchentlich zu wachsen, Weltnachrichten zu verfolgen, Bücher zu lesen, Urlaube zu planen, Wochenenden interessant zu gestalten, Freunde zu treffen, hin und wieder Dinnerparties zu veranstalten, Zeit für sich selbst zu finden und natürlich zu jedem Zeitpunkt ein Lächeln auf dem Gesicht zu tragen.
Wie soll das gehen?
Bevor man überhaupt eine ernsthafte Beziehung, geschweige denn Kinder, vielleicht noch nicht mal eine eigene Wohnung hat, beschwert man sich schon, dass nicht genug Zeit ist, bei all der Arbeit auch noch Zeit fürs Privatleben zu haben. Nimm das mal 5 und du hast das Leben einer Frau mit Familie. Die meisten von uns arbeiten, auch wenn sie Kinder haben. Viele haben einen Partner, der (völlig zu Recht) einiges an Aufmerksamkeit verlangt und, wenn man mal ehrlich ist, sich nicht selten weniger an Haushalt und Kindererziehung beteiligt, als die Frau.
Zugegeben, letzteres betrifft mich nicht, ich bin Single und eigentlich war ich das schon immer. Die Vorstellung in mein aktuelles Leben mit Kleinkind, 2 Blogs und 2 Businesses eine ernste Beziehung hineinzuquetschen, ist erstmal ein wenig angsteinflößend. Das würde nämlich nicht nur weniger Zeit für mich, den Haushalt und den Job einfordern. Auf einmal wäre da jemand, für den ich über aktuell zweitrangige Dinge wie fancy Unterwäsche, rasierte Beine oder gemachten Abwasch nachdenken muss. Ich müsste wesentlich öfter ins Fitnessstudio, die Wohlfühlfashion für zu Hause neu überdenken und mein allgemeines Beautyregime ordentlich pimpen. Seit der Geburt meines Sohnes vor 20 Monaten habe ich es genau 2 Mal zur Pediküre geschafft. 2 MAL.
Bestimmt haben eine ganze Menge von euch einen tollen Mann zu Hause, der euch soviel abnimmt, dass ihr locker Zeit habt, für all diese Dinge. Bestimmt haben mindestens genau so viele nicht diesen Mann.
In vielerlei Hinsicht hat es also durchaus Vorteile Single zu sein, auch wenn man ein Kind oder sogar mehrere erzieht. Der Großteil meiner Freundinnen würde vermutlich zugeben, dass sie den Mammutanteil der Kindererziehung übernehmen, während die Männer arbeiten. Zu zweit sein, ist für viele vor allem auch aus finanziellen Gründen attraktiv. Was aber, wenn man selbst genug verdient? Wenn man sich auch mal einen Babysitter leisten kann? Sein Leben frei gestalten kann? Wenn man keine Energien mehr an Streits und verletzte Egos verschwenden muss? Wenn da kein zweiter Erwachsener ist, für den man mitplanen, – denken und -kaufen muss. Wenn niemand, der eigentlich viel weniger Zeit mit den Kindern verbringt, dennoch die Hälfte der Entscheidungen bezüglich dieser übernehmen will? Wenn man sein Leben zu 100% selbst gestalten kann? In Urlaub fahren, wann und wie lange man möchte, andere Männer daten, mit den Girls um die Häuser ziehen, ohne vorher und nachher einen Fragenkatalog serviert zu bekommen? Sicher ist hier jeder anders, aber ich will mal behaupten, dass dieses Modell viele Vorzüge hat und für die ein oder andere vermutlich eher der Schlüssel zum Glück ist, als mit jemand zusammen zu sein, der mehr Kompromiss- and Traummann ist.
Versteht mich nicht falsch, ich hätte auch gerne eine tolle Beziehung. Aber der Punkt ist eben, dass sie toll sein muss. Mein aktuelles Leben ist so gut, dass ich mir kaum ein besseres vorstellen könnte. Ich hab den perfekten Job, reise 6 Monate im Jahr um die Welt, habe ein gesundes, gut gelauntes Kind, super Babysitter und nette Freunde. Ich brauche mir keine Sorgen um Geld machen und habe auch keinen Ex, der mir das Leben schwer macht. Natürlich habe auch ich Dinge, die ich gern verbessern würde (zum Beispiel die Regelmäßigkeit meiner Pediküren!), aber alles in allem bin ich ganz schön happy mit allem.
Als klar war, dass ich mein Kind alleine großziehen würde, hatte ich viele Ängste vor dem Klischee alleinerziehend. Ich dachte, dass man notgedrungen unglücklich ist, sich einsam fühlt und permanent am Burn Out Limit lebt. Ich dachte außerdem, dass die Chancen einen netten Mann zu daten gleich Null wären.
Tatsächlich hat sich mein Leben nicht so monumental verändert, wie es viele vorausgesagt haben. “Das mit den Reisen kannst du jetzt vergessen”, hieß es immer wieder. Atlas war mit seinen 20 Monaten bislang in 13 Ländern unterwegs. Ich kann also getrost behaupten, dass sich in puncto Reisen absolut nichts geändert hat. Zu meinem großen Erstaunen haben sich viele Dinge ins Positive entwickelt, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Zum Beispiel trage ich jetzt eine tiefe Zufriedenheit in mir, die ich vorher nicht hatte. Mein Kind erfüllt mich, motiviert und inspiriert mich. Und obwohl ich seit über 2 Jahren kein Fitnessstudio von innen gesehen habe, fühle ich mich jetzt attraktiver und selbstbewusster als je zuvor. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass ich seitdem ich wieder date, viel spannendere Männer kennenlerne, als vor Atlas. Eben echte Männer. Solche, die nicht schreiend davonlaufen, wenn eine mit einem Kind um die Ecke kommt.
Wer jetzt denkt, dass das hier ein Plädoyer fürs Alleinerziehendsein sein soll, hat nicht ganz Unrecht. Es soll zumindest zeigen, dass es auch anders geht. Dass da draußen mehr Möglichkeiten und Lebensmodelle existieren, als nur Mutter, Vater, Kind. Dass für unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Leben lebenswert sind und man sich nicht dem Druck der Gesellschaft ergeben soll, wenn man es doch eigentlich anders fühlt. Ich weiß, dass es viel zu viele Frauen gibt, die in unglücklichen Beziehungen steckenbleiben, der Kinder wegen. Die denken, es sei das kleinere Übel mit dem anstrengenden Kerl klarzukommen, als ganz allein. Vielleicht stimmt das in manchen Fällen auch. In vielen ist es aber auch besser allein, und dafür glücklich, zu sein. Die Last einer unglücklichen Partnerschaft hinter sich zu lassen und die Freiheiten des Singledaseins in vollen Zügen zu genießen.
Ich weiß ganz genau was die meinst! <3
Es gibt übrigens noch ein Lebensmodell, das eher unkonventionell ist, aber auch mit Partner und Kindern funktionieren kann: Jeder wohnt weiter in seinem eigenen Haushalt. Das erfrischt. Der Alltag ist anders, jeder hat weiter Zeit für sich, man vermisst sich auch noch mal und definitiv bleibt man ganz schön lange wie frisch verliebt 😉
spannend! fänd ich auch super interessant 🙂
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das schon lange brennend interessiert, wo eigentlich Atlas’ Vater ist… Hat er gar keinen Anteil an seinem Leben?
der ist in new york und spielt aktuell keine rolle in unserem leben (sein wunsch).
Ich finde den Post sehr empowering! Super und danke!
Allerdings finde ich es problematisch von “echten Männern” zu sprechen. Diese Kategorisierung von “echte Männer/Frauen” beinhaltet automatisch die “falschen”. Was ist denn ein “echter” Mann?
Eine genauere Sprache wäre hier viel schöner und aussagekräftiger – worum geht es genau? Es geht um selbstbewusste, selbstzufriedene Männer, die eine Partner auf Augenhöhe suchen, empathische, solche, die im Leben stehen und im besten Fall reflektiert sind und keine Angst vor Frauen haben, die dies ebenso tun.
Mal wieder auf den Punkt gebracht. Ich hoffe,dass die Singelmamas Kraft draus schöpfen und die die nur aus Angst oder Bequemlichkeit in einer Beziehung stecken Mut. Mädels eure Kinder spüren,wenn ihr unglücklich seid. Glückliche Eltern sind mehr wert als zusammenlebende.
Sagt eine glücklich verheiratete ☺
Das “Problem”, weswegen viele in unglücklichen Partnerschaften stecken bleiben, ist (neben den Kindern) eben leider meist das finanzielle! Schön, wenn es für Dich finanziell gut aussieht. Aber für viele von uns bleibt die Karriere durch die Kinder doch erst mal ruhen. Wenn man dann nach einigen Jahren wieder voll einsteigt, geht für Kinderbetreuung meist soviel drauf, daß man doch weit entfernt von “gut leben” ist 🙁
Ich bin auch von Anfang an alleine. Und um es mal vorweg zu nehmen, ich bin sehr zufrieden und irre glücklich und möchte daran momentan zumindest nichts ändern. Und ich muss aber auch sagen, dass du dann vielleicht großes Glück im Job und mit deinen Babysittern hast, wenn das so gut vereinbar ist. Ich hab mich brennend für den Artikel interessiert, ich dachte ‘cool, da kann ich mir vielleicht was abschauen, vielleicht verrät sie etwas darüber, wie sie Berufe und Kind unter einen Hut bekommt’ Ich bin Hebamme und bin meist einfach froh, wenn wir was zu essen und im Winter Heizung haben. Ich habe meine ganzen Ersparnisse aufbrauchen müssen, weil ich bis die Maus zwei war keinen Kitaplatz hatte, weil ich in Bayern den gleichen Anspruch wie ein berufstätiges Paar habe.
Wie machst du das? Wie vereinst du das so gut?
Liebe Grüße, Jessica
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Danke! Danke! Danke! Endlich mal nicht dieses endlose Gejammer! Ich betrachte mich als ‘Single mom by choice’ wie es die Amerikaner so schön nennen und genieße das Leben und die Reisen mit meinem Sohn (4). In Deutschland findet man leider viel zu selten positive Berichte und Erfahrungen. Ja, das Leben mit Kind ist teurer und physisch anstrengender als ohne, aber eben auch so viel zufriedener und glücklicher als ohne – und das betrifft alle Familien ob ein oder zwei Eltern. Auch hier sind Pediküre und Massagen abgelöst, durch Zeit mit meinen Sohn und Babysitterrechnungen – und trotzdem bin ich viel entspannter, vielleicht angekommener als früher.
Ein guter Mann ist sicherlich eine große Bereicherung für eine Familie. Aber frau kann definitiv auch als Single mit Kind eine glückliche Familie sein.
Ich bin auch Single Mama, habe mich entschlossen vormittags zu arbeiten um nachmittags die Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Mein Einkommen ist sehr gering, ein anderer Job hier am Land ist nicht zu finden, der mit der Familie vereinbar wäre. Manchmal arbeite ich abends, wenn die Kinder bei ihrem Papa sind: das ist jedes zweite Wochenende für 1,5 Tage.
Ich habe kein Geld für einen Babysitter, manchmal helfen Freunde aus. Es war anfangs schwierig mit dem wenigen Geld auszukommen. Mittlerweile sehe ich es auch positiv. Ich kaufe viel überlegter, bin erfinderischer im “Upcycling”, gehe sorgfältiger mit Ressourcen um, kreiere mir gerade meinen eigenen perfekten Beruf für zuhause ( meine beiden Kleinen können meine Arbeit miterleben und dabei mithelfen), wir sind viel in Wald und Natur und ich kann meinen Kindern alles nötige bieten und alles unnötige fällt weg.
Mir gefällt mein Leben ohne Beziehung. Auch wenn es hart ist. Ich bin froh nicht in einer schlechten Beziehung zu stecken. Ich kann mit meinen Kindern lachen.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich seit ich alleinerziehend bin (mein Sohn ist 6 Jahre alt und seit einem Jahr wohnt der Papa getrennt) haben mein Sohn und ich ein besseres Verhältnis zueinander wie vor der Trennung vom Papa. Wir leben leichter, müssen uns nach niemandem richten, machen was uns gefällt und haben mehr Geld als vorher zu dritt. Seit 4 Monaten haben wir uns sogar den Traum vom Hund erfüllt. Andere halten alleinerziehende Mamas als assozial, wir strahlen dagegen mehr Zufriedenheit und Power aus als Familien mit Papa. Viele können nicht verstehen wie man das alles schaffen kann als Alleinerziehende: Job, Kind, Haushalt mit Garten, Hund und der eigene Anspruch an ein hohes Maß an Ordnung, Organisation und Sauberkeit. Aber wir schaffen das, genau weil wir keinen Papa bei uns haben, der uns eher die Zeit genommen hat als uns zu unterstützen. Wir leben heute glücklicher zu zweit mit Hund und 80 % Arbeitsstelle als vorher zu dritt ohne Hund mit 50 % Arbeitzeit.
Ich bin seit 8 Jahren Alleinerziehend mit 2 Kindern, super Job, gutes Einkommen, Eltern die da sind. Ich genieße jeden Abend, dass ich nicht über das Fernsehprogramm diskutieren oder gar meine Tüte Chips teilen muss. Gerade die ersten Jahre vergingen wie im Flug, alles tutti, ich hab’s genossen. Nur jetzt, nach so langer Zeit, bin ich durch mit dem Format “Super-Single-Mom”. Mir fehlt einfach Jemand der neben oder anstatt mir am Spielfeldrand steht, der manchmal sagt “lass, ich geh schnell”, der tröstet, wenn ich gerade im Streit ungerecht war, der mit dem Großen auf die Herrentoilette auf der Raststätte geht, der Entscheidungen mit trägt und dem ich schlicht am Abend meinen Tag erzählen kann – auf Erwachsenen-Basis.
Ich habe mich ebenfalls sehr mit meinem Leben als Single-Mom angefreundet, statt drei Kindern sind nur noch zwei zu versorgen und gehaltlich bin ich zum Glück auch sehr gut abgesichert. Von vielen werde ich bemitleidet, obwohl ich mich nie lebendiger und attraktiver gefühlt habe als im letzten Jahr. Ich weiß bei jedem Handschlag wofür ich ihn mache! Nur mein Ex kommt mit diesem “Neo-Feminismus” überhaupt nicht klar und sein Weltbild ist in den Grundfesten erschüttert. Das ist mein härtester Kampf derzeit…