Im Frühjahr wurde mir die Ehre zu Teil bei der Female Party Arty ein Stück aus meinem Buch Mambeat vorzulesen. Initiiert wurde der Abend von Jan Kage, seines Zeichens Galerist, Moderator, Autor und Tausendsassa. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, wurde ich dabei von den wunderbaren GodsDogs in fluoreszierende Farbe getaucht. Ich traf an diesem Abend jedoch noch auf einige weitere weibliche Künstlerinnen, darunter ausgezeichnete Musikerinnen und überaus inspirierende Frauen, die den Männern der Branche in nichts nachstehen. Dennoch bleibt die unterschiedliche Bewertung der Geschlechter gerade in der Kunst, die scheinbar frei daherkommt, evident. Georg Baselitz sagte vor nicht allzu langer Zeit sogar: „Frauen können einfach nicht so gut malen, wie Männer.“
Der Kanon scheint ihm recht zugeben, zumindest wenn man ihn rückwärtsgewandt betrachtet. Klassischerweise sind Frauen in der Kunstwelt unterrepräsentiert. Das ist nichts Besonderes. Denn, wie in allen Bereichen, bei denen es um Ruhm, Ehre und viel Geld geht, ist der Kunstbetrieb noch immer eine große Spielwiese für Jungs. Frauen nehmen auch heute noch eine Sonderstellung ein, bekommen aber immerhin eine extra für sie gezimmerte Plattform. So sehr es mich freut, dass sie gefördert und gesehen werden, so sehr ärgert mich auch, dass diese Sonderbehandlung noch notwendig ist. Es wird Zeit, dass sich das ändert.
Aktuell lassen sich an verschiedenen Orten Berlins die Werke großartiger und einflussreicher Künstlerinnen studieren und es lohnt sich ganz vorurteilsfrei zu überprüfen, dass Georg Baselitz im Unrecht ist.
Me Collectors Room > Queensize
Mit der Ausstellung Queensize kommen die Werke der Sammlung Olbricht zu Tage, die von weiblichen Künstlern geschaffen wurden. Unter den Exponaten finden sich Werke bedeutender Künstlerinnen der feministischen Kunstbewegung der 70er und 80er Jahre, wie Mona Hatoum, Cindy Sherman oder Marlene Dumas. Vervollständigt wird das Ganze mit aktuellen Werken jüngerer Künstlerinnen wie Hellen van Meene, Chloe Piene oder der italienischen Performance-Künstlerin Vanessa Beecroft. Die Bandbreite reicht von Malerei über Photographie bis hin zu großen Installationen. Zwar finde ich, dass dadurch der Ausstellung ein klein Wenig der rote Faden fehlt und lediglich durch das Frausein der Künstler definiert wird. Andererseits gibt sie einen großartigen Überblick über das Schaffen von Frauen in der Kunstwelt.
bis zum 30. 8. 2015 (ab 16. 9. werden dann ausschließlich Werke von Cindy Sherman gezeigt)
Me Collectors Room I Auguststr. 68 I 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So I 12-18 Uhr
Daniela Rossell, Untitled – Inge and her mother Emma in the living room, 2000
Kürzlich mit großem Tamtam und lauter Musik eröffnet, zeigt sich die kleine Schau THEM im Schinkelpavillion. Auch hier verbinden sich die Klassiker von Carolee Schneemann und Sarah Lucas mit Werken junger Künstlerinnen. Arrangiert ist alles um die Arbeiten der bereits verstorbenen polnischen Bildhauerin Alina Szapocznikow, die sich viel mit den Zuständen des Körpers, dem Sein und dem Werden auseinandersetzte. Und so ist es eine kleine feine Ausstellung, die sich mit der Weiblichkeit, dem Körper und seiner Vergänglichkeit sowie sozialen Positionen beschäftigt.
Nur noch bis zum 26. 7. 2015
Schinkel Pavillon e.V. I Oberwallstraße 1 I 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Do – So I 12-18 Uhr
sculpture by Alina Szapocznikow
C/O Berlin > Viktoria Binschtok
Wenn es um zeitgenössische Photographie geht ist das C/O Berlin mit Sicherheit eine der besten Adressen der Stadt. Aktuell wird hier mit Marriage is a Lie / Fried Chicken von Viktoria Binschtok mit unseren Sehgewohnheiten gespielt. Anhand drei Ihrer Serien hinterfragt die Künstlerin die Realität in der uns täglich überrollenden Bilderflut. Alle Arbeiten sind in Verbindung mit Online-Aktivitäten entstanden und stellen dadurch wichtige Fragen an unsere digitalisierte Zeit.
bis zum 16. 08. 2015
C/O Berlin I Hardenbergstraße 22 I 10623 Berlin
Öffnungszeiten: täglich von 11:00 bis 20:00 Uhr
A.d.S. Clusters, Marriage is a Lie / Fried Chicken (Detail), 2015 © Victoria Binschtok
Hamburger Bahnhof > Mary Heilmann
Die Ausstellung Two by Two zeigt die Werke von Mary Heilmann im Dialog mit den Werken David Reeds. Hier Treffen zwei Größen der amerikanischen Malerei aufeinander und werden in einer umfangreichen Werkschau, die 40 Gemälde und installative Arbeiten umfasst, gewürdigt. Gleichzeitig wird das Spannungsfeld unterschiedlicher Auffassungen ausgelotet. Mary Heilmann ist zwar beeinflusst durch Minimalismus und Pop Art, hat jedoch eine eigene Formsprache entwickelt, die Raum für persönliche Erinnerungen lässt.
bis zum 11. 10. 2015
Hamburger Bahnhof I Invalidenstraße 50-51 I 10557 Berlin
Öffnungszeiten: Di – Fr: 10-18 Uhr I Do: bis 20 Uhr I Sa + So: 11-18 Uhr
Installationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns
Haus am Waldsee > Nezaket Ekici
Das Haus am Waldsee lohnt stets einen Besuch, denn es bietet Idylle pur, einen zauberhaften See hinter dem Haus und ist ein großartiger Kunstort, der immer wieder mit außergewöhnlichen Ausstellungen überzeugt. Aktuell präsentiert sich hier die türkisch-stämmige Performance-Künstlerin Nezaket Ekici mit der Ausstellung Alles was man besitzt, besitzt auch uns. Die Meisterschülerin von Marina Abramovic bespielt das gesamte Haus mit Installationen und Videos ihrer Performances. Auch wenn mir persönlich manches zu lieblich daherkommt ist das Gesamtpaket in jedem Fall einen Besuch wert.
bis zum 16. 08. 2015
Haus am Waldsee I Argentinische Allee 30 I 14163 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So I 11-18 Uhr
Nezaket Ekici: Living Room, Performance Installation, 2010
Fürstenfeld, 2. Fürstenfelder Wasser-Biennale