Es war Freitag Nachmittag, ich holte wie gewohnt meinen Sohnemann gegen hab 4 aus der Kita ab und freute mich auf 2 Tage Ruhe, denn gerade stand beruflich viel an. Irgendwann, zwischen “Schönes Wochenende” und “Tschüssi” bekam ich sie, die Info, die mich erstmal aus allen Wolken fallen ließ: “Nächste Woche ist die Kita übrigens geschlossen!” Oh. Okay.
Die Sommerferien waren noch gar nicht mal so lange her, die 3 Wochen Schließzeit überbrückten wir mit Urlaub, das war gut so und geplant und kein Problem. Jetzt mal eben meinen Job eine Woche auf Eis legen, wo es doch gerade so gar nicht passte, war da schon eine andere Sache. Hin und her überlegte ich welche Optionen ich hatte. Doch schnell verreisen? Oder einfach Augen zu und durch? Doch dann kam mir die rettende Idee. Nur wenige Wochen zuvor hatte ich eine Email bekommen von Elena, die mir schrieb, dass es gegenüber vom Mauerpark seit neuestem, genauer gesagt seit August diesen Jahres, einen Coworking Space gab, in dem man auch seine Kinder betreuen lassen konnte. Ich hatte es bislang nie geschafft mal vorbei zu fahren, aber nun schien die Vorstellung von Coworking mit Kind wie der Rettungsanker, der mir gerade fehlte. “Klar, komm vorbei”, schrieb Elena mir tiefenentspannt und so standen Junior und ich am Dienstag letzter Woche (der Montag war ja Feiertag) pünktlich um 9Uhr auf der Matte.
Easybusy heißt das neue Konzept in Berlin, Prenzlauer Berg und macht es sich zur Aufgabe ein hohes Maß an Flexibilität an Freelancer anzubieten, eben gerade auch die mit Kindern. Von der Website wusste ich, dass Kinderbetreuung stundenweise buchbar war, für €7,50 die Stunde, und dass 3 Stunden am Stück €20 kosten würden. Die Preise für den Arbeitsplatz starten bei €12 für einen halben Tag (bis 5h) und bis zu €249 für einen ganzen Monat unlimited Access. Also total gute Preise. Soweit so gut.
Wir kamen an und wurden im Eingangsbereich, der im Grunde ein Cafe ist, von der Besitzerin Natascha und Managerin Elena begrüßt. Im großen Kinderzimmer spielten schon ein circa 9-Monate alter Junge mit Paula, der Babysitterin. Atlas bewundert das Tipi, die Kinderküche, die Bücher und die vielen spannenden Spielecken, die man sowohl im Cafe, als auch im Kinderzimmer entdecken kann. Es dauerte keine 15 Minuten, da konnte ich mich bereits in den Arbeitsraum einnisten, nicht aber, ohne zu erwarten, dass das alles in die Hose geht und wir nach 30 Minuten wieder nach Hause fahren müssten. Er wusste, dass ich nur ein Raum weiter war, würde er das wirklich so hinnehmen und einfach spielen?
Zu meiner großen Überraschung war das Soundproofing nahezu perfekt. Mein Sohn ist, wie seine Mutter, sehr laut, singt gerne und viel, nimmt sich jedem Instrument an, was er zwischen die Finger kriegen kann und ist eben nicht unbedingt ein Kind, was unauffällig in der Ecke spielt. Aber es bedurfte nur eine angezogenen Klinke und schon war es da, das Stilleparadies. Während man im Cafe noch stark vom Lärm der Bernauer Straße beeinträchtigt wird, ist das zum Hof ausgehende Arbeitszimmer eine Oase der Ruhe.
Ich muss gestehen, ich bin normal wirklich kein Freund von Coworking. Die Idee dahinter finde ich natürlich klasse, aber ich bin jemand, der wirklich Ruhe braucht um produktiv sein zu können, der keine Musik hören kann oder oder Leute, die sich hinter einem unterhalten oder telefonieren. Ich arbeite schon seit Jahren am liebsten von zu Hause aus, denn da gibt es wirklich kaum Geräusche und so mag ich es am liebsten. Dennoch, ich war in den 3 Stunden, die ich eine Woche lang täglich im Easybusy verbracht hab, so produktiv wie ich es selten bin. Ich wusste einfach, dass ich meine To-Do’s für den Tag in dieser Zeit abhaken musste und hab eben daraufhin gearbeitet dies dann auch zu tun. 3 Stunden sind zudem eine gute, absehbare Zeit. Nicht zu viel um zum Trödeln einzuladen, nicht zu wenig etwas zu schaffen.
Easybusy kann übrigens nicht nur Coworking, auch richtig spannende Kurse gibt es hier angeboten. Von Pilates über Deutsche Konversation für Ausländer bis hin zu Kunst-und Musikkursen für die Kleinsten. Eigentlich ein kleines Paradies für die arbeitende Mutter, die ihr Kind in ihren Alltag integrieren will, ohne dabei an Produktivität zu verlieren. Ich bin jedenfalls Fan und werde hier sicher noch viele Stunden, spätestens immer dann, wenn die Kita wieder geschlossen hat, verbringen.