Bei uns in Bushwick, Brooklyn brodelt seit ein oder zwei Jahren der Boden. Viele wollen hier herziehen, fast täglich macht irgendein ein neuer Laden auf, Hollywood stand letzte Woche mal wieder in unserer Ecke, um zu drehen… James Franco und Maggie Gyllenhaal hatten ihren Wohnwagen bei uns auf der Straße!
Da hier also ständig etwas Neues aufmacht, sind wir immer ganz gespannt, wenn irgendwo die Bauarbeiten losgehen. Mein heimlicher Wunsch ist immer: Ein deutscher Bäcker bitte! Naja, bisher ist das ausgeblieben.
Als im letzten Winter dann in einem leerstehenden Laden um die Ecke die Bauarbeiten ganz nach Tanzstudio aussahen, hab ich mir sofort versprochen: Da melde ich mich an. Seit Jahren will ich schon mehr Sport machen, das ist ein Zeichen! Nur eine Gehminute von zu Hause! Kurz später wurden die Hanteln und Gewichte reingetragen und mir war klar, hier wird höchstens Mal ein rhythmischer Klimmzug gemacht, aber mit Tanzen wir das nichts zu tun haben. Mit dem Schild “Bushwick Crossfit” war es dann eindeutig. Ok, trotzdem erstmal anmelden, denn mit Mitte 30 keinen Sport zu machen kann nicht gut sein. Wie ich beim Probetraining erfahren habe: Crossfit ist eine Mischung aus Gewichtheben, Sprinten, Eigengewichtsübungen und Turnen.
Das ist jetzt ein Jahr her. Ich kann es kaum fassen, dass ich da immernoch angemeldet bin – na gut, angemeldet schon, das ist mir bei schon einigen Fitnessstudios passiert – aber dass ich da tatsächlich mindestens 3 Mal pro Woche hingehe! Ich zahle dafür, aus Spaß schwere Sachen hochzuheben! Fast unfassbar, aber auf irgendeine komische Art macht es süchtig.
Jede Leistung wird notiert, man sieht also jedes Mal schwarz auf weiß, wo man sich verbessert hat. Sowas mag ich. Nur für mich zum Spaß joggen gehen, käme für mich nie in Frage! Ich brauche Anerkennung, jedes Mal! Auch, dass Crossfit sehr persönlich ist, fast jeder jeden kennt, ist motivierend. Wenn ich mal ausnahmsweise eine Woche nicht da war, fragt sofort jemand was los war.
Mich spornt es an, dass jede Übung von allen Sportlern gleichzeitig gemacht wird. Dass ich schon bei Monopoly immer gewinnen musste und bei Risiko auch noch im Erwachsenenalter nicht ohne Tränen verlieren kann, hilft da durchaus weiter. Ich will immer versuchen, ein kleines bisschen besser als die anderen zu sein. Ist bei meinem Klappergestell von einem Körper meistens nicht möglich. Aber träumen kann man ja…
Alle Fotos von: James Wright Jr
Das letzte Foto von: George Lee