3 Monate Thailand, allein mit Baby. Das war eine Ansage, die vielerorts Erstaunen hervorrief. Irgendwie scheint die Idee vom Reisen mit einem Minimenschlein noch immer schlimme Assoziationen bei manchen Leuten hervorzurufen. Während die einen applaudieren, kommen bei Anderen Fragen auf: Muss das sein? Ist das nicht zu anstrengend? Und was, wenn er krank wird?
Zu letzterem kann ich nur sagen: einer der Hauptgründe den Winter in Südostasien zu verbringen, war es, Krankheiten eben vorzubeugen. Denn während die Kleinsten meiner Freundinnen in Berlin Dauerschnupfen und Husten hatten, war Atlas nicht eine Minute lang krank. Nichtmal Durchfall. Absolut. Gar. Nichts.
Stattdessen hat er mit Vorliebe am Strand im Sand gespielt, im Pool geplanscht und andere Kinder aus aller Welt kennengelernt. Er hat einen Geschmack für Thai Curry und BBQ Chicken entwickelt, Kokosnüsse geschlürft und Bananenshakes zu seinem Lieblingsgetränk erkoren.
Den Teil der Reise, den ich am anstrengendsten empfand, nämlich von A nach B zu gelangen, fand er oft am spannendsten, weil er in Flugzeugen, Sammeltaxis und Booten immer viele nette Leute kennenlernen konnte, die ihm alle Aufmerksamkeit der Welt schenkten.
Wenn wir heute in Berlin irgendwo hingehen, strahlt er fremde Leute an. Auch die, die ihn nicht anschauen, so lange bis sie es tun (oder ich sie nett darauf hinweise, dass der kleine Mann auf ein Lächeln von ihnen wartet). In seiner Welt sind alle offen miteinander, das hat er in Thailand so gelernt und ich hoffe, dass das überprivate Deutschland, in dem sich manche Leute nicht mal dazu durchringen können ein Baby anzulächeln, ihm nicht den Eindruck vermittelt, dass dies das bessere Miteinander ist. Es ist nämlich garkein Miteinander, höchstens ein Nebeneinander.
Ich werde gelegentlich nach Tipps gefragt, von Eltern, die auch gerne mit ihren Babies weit verreisen möchten. Ich denke alle Kinder sind grundverschieden, deshalb gibt es keine pauschale ‘onesizefitsall’ Antwort hierauf. Wichtig erscheint mir sich gut vorzubereiten. Während ich früher gern vor Ort nach einer passenden Bleibe gesucht habe, ist es mir mit Baby wichtig im Vorraus gebucht zu haben. Auch nehm ich hier gerne etwas mehr Geld in die Hand um Basics wie Klimaanlage und Wasserkocher vorrätig zu haben. Winter ist in Thailand Hochsaison und viele gute, günstige Bleiben sind schnell ausgebucht, also gerne lange im Vorraus buchen (jetzt, zum Beispiel).
Mir hat es enorm geholfen, dass ich noch stille, damit kommen wir eigentlich durch jeden Tag ohne Geschrei und Atlas hat leicht einen Ausgleich, wenn er müde ist oder ihm etwas zu anstrengend wird. Singen hilft ebenfalls Wunder bei ihm, ich kann dem Erfinder von “Wheels of the bus” und “Old MacDonald has a farm” nur danken.
Manche Kinder schlafen bekanntlich überall, aber mit Atlas ist Schlaf ein leidiges Thema, welches sich aber durch das Nomad Reisebett bestens bewältigen ließ. Tatsächlich schläft er so gut und gerne darin, dass er mittlerweile sogar hier zu Hause darin pennt und das Gitterbett ungenutzt bleibt. Das Bett wiegt nur anderthalb Kilo und gehört in meinen Augen zur Pflichtausrüstung für alle, die länger reisen.
Ein kleiner, großer Helfer war außerdem das abwaschbare Lätzchen von Storkwerk, das passenderweise den Namen “Little Globetrotter” trägt. Das gute Stück fängt Essen auf und sieht auch nach 6 Monaten Nutzung und seltenen Waschmaschinengängen noch aus wie neu.
Extrem hilfreich war es auch, dass Atlas sofort kapiert hat, wie man aus Strohhalmen trinkt. Er hat es übrigens ganz easy gelernt, mit Hilfe von Quetschies (die ich eben nicht gequetscht habe).
Die große Frage: ‘Buggy oder nicht?’, habe ich mir mit ja beantwortet und das Callisto Modell von Cybex mitgenommen, weil es stabil ist, super fährt und eine durchgängige Schiebestange hat und nicht nur 2 Griffe (ich hab oft nur eine Hand zum Schieben frei). Ein Buggy ist auch super für den Gepäcktransport, wenn man mit Backpack reist, so wie ich. Atlas hab ich immer in der Trage, wenn wir eine neue Destination ansteuerm.
Zum Thema Essen (Atlas war zum Zeitpunkt der Reise 7-9 Monate alt, also mittendrin in der Beikosteinführung) muss ich sagen, Bananen waren mein Ein und Alles, gerne auch zermanscht mit Reis. Gerade in Thailand gibt es aber vielerorts Babynahrung und Restaurants kochen auch gerne etwas zusammen. Es hilft genau zu wissen, was man will (zB den Klassiker gedämpfe Karotten mit Kartoffel und gekochtem Hühnchen).
Alles in allem war es eine Wahnsinnserfahrung, die ich im Grunde jeden Winter so machen will, solang er nicht in der Schule ist. Ich bin gespannt was die kommenden Jahre bringen, Atlas wird bald reden können und mir sicher ganz genau sagen, was ihm passt und was nicht. Wird er lieber zu Hause bleiben wollen oder macht ihm Reisen weiterhin soviel Spaß wie mir? Ich bin gespannt.
Atlas wird in 3 Wochen 1 Jahr alt. Er wird 9 Länder bereist, 24 Flüge genommen und unzählige Menschen, Sprachen und Kulturen kennengelernt haben. Wir werden an seinem Geburtstag auf den Malediven sein, meinem absoluten Lieblingsort auf dieser Welt und auch wenn er sich nicht an diesen Tag erinnern wird, so wird das Gefühl und all die Gefühle dieser prägenden Zeit für immer in ihm wohnen und aus ihm genau den Mann machen, der er eines Tages sein wird.
oh mein Gott. Was für ein wundervoller Artikeln und, ganz nebenbei, ein toller Name für ein einen “Minimenschen”: Atlas. Da kann aus dem kleinen Wurm ja nur ein weltoffener, toleranter und liebenswerter Mensch werden. Ich finde Deine Einstellung und Deinen Weg absolut mutig, bewundernswert und Vorallem eines: so unglaublich sinnvoll. Wie Du schon treffend beschrieben hast, manche Örtchen auf dieser wunderbaren Erde Lächeln einfach viel zu wenig und selten. Behaltet Euch beide Euer Lächeln bei, ich finde es großartig. Da könnte es glatt zu meinem Wunschtraum werden, eine Alleinerziehende Mama zu werden oder einen super toleranter Papa zu finden 🙂 Viel Spaß auf den Malediven und weiterhin tolle Erfahrungen. Wenn auch nicht bewusst, unterbewusst wird der kleine viel davon haben und geprägt werden!
Sonnige Grüße aus dem Ruhrgebiet 😉
Laura
danke für die schönen worte, laura!
Schöner Artikel.
Er spiegelt genau das wieder was ich mit meiner auch fast 1 Jährigen Tochter von Jan.-März 2015 mit meiner Tochter erleben durfte in Südafrika.
Ein Südafrikaner hatte uns als wir in einem National Park unterwegs angesprochen und wollte wissen woher wir sind etc.
Seine Verabschiedung war: She is only 7 month but will remember that journey, she loves it!
LOVELY PEOPLE.
liebe namensvetterin, ich plane tatsächlich den nächsten winter in südafrika zu verbringen! ich schick dir ne email 🙂
Liebe katja,
auch ich plane eine Südafrika Reise mit meinem inzwischen 4 Monate alten Sohn! Du hast nicht zufällig irgendwo einen Reisebericht mit Tipps wie sie hier für Asien erzählt werden? Wäre gerne so selbstsicher was das reisen mit meinem kleinen Mensch angeht, aber noch bin ich sehr nervös 🙂
Liebe Grüße
Joanna
Schöner Artikel, der mir aus der Seele spricht. ich empfehle auch allen Eltern ihre Kinder, hin und wieder in Gegenden der Welt zu bringen wo sie geschätzt und geliebt werden als etwas wundervolles und bereicherndes.
Schön finde die Beschreibung der Offenheit deines Sohnes. Ich erkenne meinen Sohn darin sofort wieder. Wenn wir zusammen Zug fahren kennt er nach wenigen Minuten alle Mitreisenden und findet sofort jemanden zum Spielen oder Ersatzgroßeltern zum Bücher gucken. Wenn wir aussteigen verabschiedet er sich von allen im Waggon mit seinem typischen “tschüüü, bi speta” und zaubert ein Lächeln in viele Gesichter. Auch wenn ich mich und seine Mutter für offenherzig halte glaube ich, dass seine Offenheit auch durch seine Reiseerfahrung kommt. Es muss nicht mal das Ausland sein, aber wenn man reist ist man oft andere angewiesen, fragt hier nach dem Weg, dort nach einem freien Platz oder andere Wartende nach der Abfahrtzeit des Busses etc. dieses menschliche Miteinander ist prägend für ein ganzes Leben auch wenn es im kindlichen Alter noch nicht voll bewusst wahr genommen wird.
genau! ich denke auch, dass er sich von mir abschaut, dass ich zu allen immer total offen bin und auch keine scheu hab fremde anzusprechen. wobei ich nicht, wie atlas, auch mal gerne die leute neben mir in der ubahn laut anlache 🙂
Sehr schön geschrieben und wirklich beneidenswert. Wie teuer kam dein Winter-Trip ca.?
ui, so wirklich hab ich das nicht aufm schirm. 700 für den flug, vielleicht nochmal 200 für inlandsflüge, übernachtungen im schnitt um die €35 die nacht. darüber hinaus aber nur wenig für essen undso. im grunde soviel wie ein monat in berlin!
Heißt das Kind tatsächlich Atlas?
jap, passt doch gut, findest du nicht? 😉
Wunderbar!! Ich habe die Zeit quasi richtig mit geniessen können 🙂 Wir waren 2012 auch auf Weltreise mit zwei Kindern (1,5 und 5) und erwarten derzeit (täglich) unsere dritte Tochter. Und schmieden schon Pläne, wie wann und wo auf dieser Welt wir uns auch mit Baby Nr.3 nochmal eine “Auszeit” gönnen und unseren Kindern die Welt zeigen. Ich kann dies auch jedem nur empfehlen – und wie Katja sagt, es gibt gar keinen Grund nicht mit “Mini-Menschen” zu reisen. Wichtigster Tipp / Erfahrung unsererseits: Soalnge die Eltern entspannt sind, sind es die Kleinen auch – egal ob im Flugzeug, Bus, Camper oder 5*-Hotel!
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Hi Katja, Danke für den tollen Bericht von Dir und Atlas =). Fühle mich sehr motiviert und bestärkt, meinem Herzen zu folgen und auch mit meinem kleinen Minimann im Feb nach Thailand zu fliegen. Hast Du Tipps für Reiseziele und Unterkünfte im Süden für uns? Auch für Bangkok? Das wäre toll. Danke Dir schon mal. Lisa
Ein verspäteter Kommentar zu diesem Artikel… aber weisst du was? So eine Mama wie du möchte ich mal werden!
Man lernt so viele Leute kennen, die einem das Kinderkriegen mit Ängsten belegen und diesen elenden “dann-kannst-du-nicht-mehr-reisen” und dann lese ich deinen Reisebericht und freue mich einfach riesig, dass es auch andere Einstellungen gibt. Macht ihr noch mehr solcher Reiseberichte mit Kind? Das würde mich sehr interessieren. Ich suche gleich selber 🙂
Viel Spaß auf deinen nächsten Reisen mit dem kleinen Mann!
Und habe ich da oben irgendwo gelesen, dass die nächste Winterreise nach Südafrika geht? Da fahre ich auch in 2 Wochen hin, allerdings ohne Baby 🙂
Dein Artikel ist einfach toll! Ich werde mit meinem Sohn und meiner im März für 4 Wochen nach Thailand fliegen. Er ist dann 7 Monate alt. Da ich es liebe zu Reisen hab ich mir überlegt Ende des Jahres nochmal mit ihm los zu gehen. Dein Bericht gibt mir nochmal Bestätigung und Mut das auf jeden Fall durch zu ziehen, auch ohne Partner ich Danke dir und wünsche euch 2 noch tolle Abenteuer
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Hey Katja, ich habe das gleiche vor! Hast Du Deinen Sohn noch gegen irgendwas impfen müssen? Oder reichen die gängigen Impfungen im Rahmen des Alters!
LG Anja
Hallo Katja,
tolle Story, tolle Reise – sieht zumindest so aus ;0)
Wir haben auch vor im Januar 2017 mit unserem, dann knapp 6 Monate, alten Sohn nach Thailand zu fliegen. Es wäre super lieb, wenn Du uns/mir noch nen Tipp/Info geben könntest, wie Du dass mit Impfungen gehalten hast.
Liebe Grüße von Bene, Jaco und Anja
Hallo Katja,
wir möchten ebenfalls mit unserer dann 7 Monate alten Tochter für fast 2 Monate nach Thailand und haben dafür auch bereits kritische Kommentare erhalten. Aber anscheinend ist dein kleiner Atlas ja nicht einmal krank geworden (wie beruhigend). Wie hast du ihn vor Durchfall und Moskitos bewahrt? Und wie bist du mit ihm im Taxi oder vlt auch mal auf einem Motorroller gefahren – ohne Kindersitz?
Liebsten Dank für deinen Rat!
Nora, Martin und Mathilda 🙂