Fast ein Drittel der deutschen Haushalte ist ein Single-Haushalt. In Berlin sind es sogar über 50 Prozent. Manche sind glücklich als Single, andere nicht so. Schön also, wenn der eigene Freundeskreis ähnlich tickt, wie man selbst. Wer möchte schon der einzige Single in der Clique sein, der dauernd bei Pärchenabenden abhängt? Was aber passiert aber, wenn der Freundeskreis ausschließlich aus Singles besteht und man selbst wechselt das “Lager” rüber zur Gattung der Beziehungsmenschen?
Seit meine frische Beziehung im Freundes- und Bekanntenkreis bekannt wurde, wurden mir ein paar Dinge gesagt, über die ich immer noch nachdenke.
Freitagabend, es sollte ausgegangen werden (klar, es ist ja Freitag), nur plagte mich eine unfassbare Müdigkeit, weswegen ich mich aus der Planung ausklinkte. “Naja ist ja auch ok, Du hast ja einen Freund, dann ist das Nachtleben zum Glück auch nicht mehr so wichtig.” Mh. Ist das Nachtleben also nur für Singles relevant und sobald man in eine Beziehung startet kann man sich “zum Glück” in Ruhe auf die Couch zurückziehen, Chips futtern und sich freuen, dass man sich das Nachtleben nicht mehr geben muss? Ist tanzen in Clubs und Cocktails in einer Bar schlürfen ausschließlich darauf ausgelegt, den/die Eine zu finden und sich bei Erfolg von den nächtlichen Streifzügen abzumelden, bis man das nächste Mal Single ist? Ich muss ehrlich gestehen, dass für mich das Nachtleben eher selten von Erfolg gezeichnet wurde, wenn es um die Suche nach einem Partner ging. Glücksgriffe kann es geben, trotzdem ist das Nachtleben für mich (ja, auch immer noch) wichtig, um Zeit mit Freunden zu verbringen und einfach Spaß zu haben. Warum sollte ich denn plötzlich alles auf die Couch verlagern oder auf Spieleabende mit anderen Pärchen?
Morgens beim Brunch mit Freunden, eigentlich wollte ich vorher noch laufen gehen, beschloss aber lieber ein wenig länger zu schlafen – mein schlechtes Gewissen plagt mich. “Ach ist doch egal, du hast doch einen Freund und musst nicht mehr auf die Figur achten.” Kein Witz, so fiel der Satz. Mensch prima, hätte ich das mal vorher gewusst, dass ich nur als Single zum Sport machen verdonnert bin und mich jetzt als Beziehungsmensch endlich von meiner “natürlichen” Seite zeigen kann. Juhu, nie wieder Sport! Kopfschütteln, Irritation und jede Menge Fragen in meinem Kopf. Ich habe immer gern Sport gemacht und habe auch nicht vor das plötzlich ad acta zu legen, weil ich muss ja nicht mehr.
Bei meinen Single-Freunden scheint es einige zu geben, die auf Beziehungssuche sind, weil dann Sport und das Nachtleben endlich gegen die Couch und Zweisamkeit getauscht werden können. Was ich mich dabei aber Frage: Wenn man nach außen hin eine Facade von Sportlichkeit und Freude am Nachtleben aufrecht erhält, in der Beziehung dann aber eine 180 Grad-Wende hinlegt, bekommt die neue Beziehung aufgrund der leicht geschummelten Ausgangssituation nicht schnell Schieflage? Wenn ich einen sportlichen Nachtlöwen kennenlerne, möchte ich doch nicht die Couchpotato ohne Abendpläne haben.
Beispiel Nummer drei, der Mädelsabend. Die Unterhaltungen drehen sich um die letzten Eroberungen und Reinfälle. “Sorry, wir wollen dich nicht mit unseren Single-Themen langweilen”. Jetzt fängt es wirklich an sich wie zwei Clubs anzufühlen: Den Club der Singles und den Club der Beziehungsmenschen. Wenn man ins Lager der Beziehungsmenschen wechselt, scheint man aus dem Club der Singles rigoros ausgeschlossen zu werden, man kann ja quasi nicht mehr mitreden und weiß von heute auf morgen nicht mehr, wie das Singleleben abläuft. Natürlich sind das Single- und das Beziehungsleben zwei unterschiedliche Lebensphasen, trotzdem wird man ja nicht über Nacht zu einem anderen Menschen. Zumindest bemerke ich bisher keinen himmelweiten Unterschied in meiner Wochen- und Abendgestaltung, aber man soll ja nicht von sich selbst auf andere schließen.