In New York gibt es eine unfassbar große Auswahl an Aktivitäten, die selbst nach zahlreichen Besuchen der Metropole nicht zu schrumpfen scheint. Neben den typischen touristischen Highlights gibt es aber auch Dinge, die man nicht unbedingt als erstes auf der Reiseagenda stehen hat.
1. Bite Lip Lab
Egal wo man ist, überall gibt es Orte, von denen man entweder durch Zufall oder eben durch gezielte Recherche erfährt. Ersteres war beim Bite Lip Lab bei mir der Fall. Während ich in einem Laden in Brooklyn stöberte, fiel mir ein Zeitungsausschnitt auf, in dem auf Neueröffnungen aufmerksam gemacht wurde. Am unteren Rand wurde angepriesen: “Search no more for the perfect shade of your lipstick, just create your own!” Schnell die Adresse abfotografiert und nichts wie hin nach Soho. Natürlich ist das Lip Lab, in dem man sich den perfekten Lippenstift zusammenstellen kann, auf Wochen im Voraus ausgebucht. Ich bekam aber den Tip, am Samstag 10 Minuten vor dem Öffnen des Laden zu kommen, damit ich mich gleich als erste auf die Warteliste setzen lassen kann. Gesagt, getan. 2 Tage später stehe ich alleine vor dem Laden und warte, dass die ersten Mitarbeiter ankommen. Ich habe Glück und lande als erste auf der Warteliste und schon eine Stunde später bekomme ich die Email, dass ich reinkommen kann, denn ein Termin sei frei geworden.
Man sitzt zusammen mit einer Farbberaterin und beschreibt, nach was für einem Lippenstift man sucht. Ich suchte nach einem unauffälligen Klassiker für jeden Tag und einem dunklen für abends. Die Farbberaterin mischt daraufhin aus verschiedenen Tiegeln die Farben zusammen, entweder matt oder glänzend, mit oder ohne Glimmer und zum Schluss noch mit einem Aroma. Man kann beliebig oft die Farbe ausprobieren, bis der perfekte Farbton gefunden ist. Schon 20 Minuten später sind die Lippenstifte fertig und ich bin glücklich. Ich kann es nur empfehlen, die $36 sind es wirklich wert.
Bite Lip Lap, 174 Prince St, Soho, New York (Die-Sa 11-20 Uhr, So 11-17 Uhr)
2. Skinnyskinny
Was von außen aussieht wie ein etwas ranziger Blumenladen, entpuppt sich als ein Laden für ökologische, vegane, synthetikfreie Kosmetik. Es gibt nicht nur Pflegeprodukte für Haut und Haar, sondern auch Kerzen und Raumsprays, die den genannten Kriterien entsprechen. Die Beratung bei Skinnyskinny ist phänomenal und man lässt sich, trotz der ruhigen Art der Verkäuferin, schnell für die Produkte begeistern. Was mir besonders gefiel war, dass der Laden das widerspiegelt, wofür die Besitzerin Clara Williams steht. Sämtliche Produkte samt Verpackungen sind umweltfreundlich, der Laden selbst gibt einem sofort das Gefühl gesünder zu sein. Die Preise sind dabei aber noch angemessen und nicht so hoch. Und der erste Eindruck, dass es sich um einen Blumenladen handelt, ist im Prinzip auch nicht ganz verkehrt: Pflanzensamen gibt es hier auch zu kaufen.
Skinnyskinny, 268 Grand St, Brooklyn, New York (Mo-Fr 12-20 Uhr, Sa-So 11-20 Uhr)
3. Sleep no more
Selbst Wochen später weiß ich noch nicht, wie ich diese Erfahrung in Worte fassen soll, vor allem ohne zu viel zu verraten. Es handelt sich zwar um ein Theaterstück, aber nicht im klassischen Sinne. Es gibt zwar Schauspieler und Zuschauer, die Schauspieler befinden sich aber nicht auf einer Bühne, das Publikum sitzt auch nicht anteilnahmslos in einem Zuschauerraum. Stattdessen ist man als Besucher eine Art Voyeur oder Geist, der durch die sechs Stockwerke und zahlreichen Räume wandelt (ein ganzes Haus als Schauplatz sozusagen), in Schubfächer schaut, Bücher aus dem Regal nimmt, die Szenerie auf sich wirken lässt. Die Schauspieler ignorieren einen bis zu einem gewissen Grad, es kann aber auch passieren, dass ein Schauspieler einen in das Stück integriert. Es geht um Mord, ungewollte Schwangerschaften, es gibt Nacktheit und Blut, verschlossene Türen, Labore, einen Friedhof… Mal steht man in einer großen Traube Zuschauer und schaut den Schauspielern beim Kartenspiel, beim Anziehen oder Baden zu, das Ganze im Flair der Jahrhundertwende in dunklen holzvertäfelten Räumen und Fluren, dann rennt man wieder einem Charakter hinterher, nur um herauszubekommen, was mit ihr oder ihm geschieht und hat plötzlich seine blutverschmierte Hand im Gesicht. Ruckzuck vergehen so zwei bis drei Stunden.
Sleep no more hat mich wie kaum ein anderes Stück in seinen Bann gezogen, auch noch Stunden nach Ende der Vorstellung. Wäre ich immer noch in New York, würde ich nochmal hingehen.
McKittrick Hotel, 530 W 27th St, Chelsea, New York
4. High Line
Was macht der geplagte Großstädter, wenn der Central Park zu weit weg ist? Er geht auf der High Line spazieren. Nicht nur, dass man hier scheinbar den Lärm der Stadt hinter sich lässt, man kann außerdem eine herrliche Aussicht genießen, umgeben von Grün mit Blick auf’s Wasser und die Stadt. Statt auf den hektischen Straßen von Chelsea ins West Village zu laufen, nimmt man die ruhigere Alternative. Die Foodtrucks, die man oben findet, versorgen einen kulinarisch, auch die Kaffeekultur wird ein paar Meter über den Straßen von Manhattan gepflegt. Gleichzeitig unternimmt man mit dem Schlendern auf der High Line eine Zeitreise in das New York der 30er Jahre: die Schienen der Güterzüge, die hier einst langrollten, sind stellenweise noch zu sehen.
Gansevoort St (Meatpacking District) – W34th St, New York (tägl. 7-22 Uhr)
5. PDT Please don’t tell
In Bars zu gehen, die man schon von außen als solche erkennt, ist ja schon fast zu einfach. Daher gibt es in New York einige Speakeasy Bars, also versteckte Bars, deren Eingang oft nicht als solcher erkennbar ist. Beim PDT befindet sich der Zugang in die kuschelige Trinkhöhle in einem Crif Dogs Shop. In der alten Telefonzelle nimmt man den Hörer ab und drückt den Buzzer. Sofern man eine Reservierung hat, öffnet sich die Wand dahinter und man darf eintreten. Man sollte nicht zu laut sein, nicht umsonst heißt das “Please don’t tell” Speakeasy.
PDT, 113 St. Marks Place, East Village, New York (Mo-Fr 18-2 Uhr, Sa-So 18-4 Uhr)